Nordische Kombination: "Ein Lernprozess" - Jakob Lange fit für Weltcupauftakt in Finnland

Jakob Lange, (c) DSV
Ein Novembernachmittag im Inntal. Totales Sauwetter draußen, Regen hat den Schnee wieder abgelöst. „Ja, es war nicht besonders schön heute Vormittag beim Langlaufen, aber jede Stunde Training auf dem Schnee ist einfach wichtig.“ Hartes Training macht Jakob Lange (WSV Kiefersfelden) nichts aus. Nicht umsonst zählt der 21jährige Vizeweltmeister der Junioren zu den weltweit größten Talenten bei den Nordischen Kombinierern. 

Am kommenden Wochenende, 26./27. November, startet er in Finnland bereits in seine vierte Weltcupsaison und hofft, nach seiner schweren Knieverletzung, die er sich bei einem spektakulären Sturz beim Springen beim Weltcup Ende Januar in Seefeld zugezogen hat, wieder den Anschluss an die erweiterte Weltspitze zu schaffen. 


Harte Ausscheidungswettkämpfe

J. Lange, (c) Petra Rapp
Eigentlich müsste ihm das gelingen, denn die harte Ausscheidung für das bekannt starke DSV-Weltcupteam hat Jakob Lange geschafft. Er hat sich bei diversen Lehrgängen im Sommer, bei den deutschen Meisterschaften in Oberstdorf und zuletzt bei Sprungwettkämpfen im slowenischen Planica im direkten Duell gegen den aktuellen Team-Weltmeister Tino Edelmann durchgesetzt. Der hat daraufhin seine Karriere beendet. War das emotional schwierig für ihn? „Das war schon nicht ganz einfach. Tino ist schon sehr viele Jahre im Weltcupteam und ein sehr verdienter Athlet, von dem ich auch viel gelernt habe. Aber wir alle sind sportliche Konkurrenz von klein auf gewohnt, haben alle unsere Rückschläge einstecken müssen und gehen da professionell damit um. Klar hat dann einer mal schlechte Laune, wenn es bei einem persönlich nicht so gut läuft. Dann lässt man sich halt in Ruhe. Aber wir haben einen sehr guten Teamgeist und können das schon trennen.“ 

Mit verlorenen Ausscheidungen, Nicht-Nominierungen oder Rückschlägen durch schwere Verletzungen wie jetzt im Frühjahr richtig umzugehen, musste Jakob Lange, wie wohl jeder ehrgeizige Spitzensportler, allerdings auch erst lernen, damit sie ihn positiv weiterbringen und er daran wachsen kann. „Ich habe mich da schon auch oft geärgert oder hatte Durchhänger, aber in solchen Situationen braucht man die richtigen Bezugspersonen und Trainer, die einem helfen und die richtigen Ratschläge geben. Und die habe ich gottseidank.“ Dass er körperlich wieder fit ist, hat er bereits bewiesen. Ob er seinen schweren Sturz aber wirklich verarbeitet hat, wird sich erst in Finnland zeigen. Bisher hatte er noch kaum Sprünge auf Schnee. „Im Sommer ist die Landung auf den Matten immer gleich. Da hatte ich anfangs schon noch Respekt, aber es ging dann relativ gut“, sagt er. 

(c) Romina Eckert

Sprungleistung wird immer wichtiger

Das DSV-Team hat in der Vorbereitung sehr viel ins Springen investiert. Der junge Norweger Jarl Magnus Riiber (1997) hat mit seinen extrem guten Sprungleistungen das Niveau bei den Kombinierern deutlich in die Höhe geschraubt und die anderen damit unter Druck gesetzt. „Alle feilen jetzt an der Sprungtechnik, am Material und auch nochmal am Körpergewicht. Ein Kilogramm Körpergewicht soll in etwa drei bis vier Meter Weite beim Springen ausmachen“, erklärt Jakob Lange. Auch er hat noch einmal Gewicht reduziert. „Das fällt schon schwer, immer genau so viele Nährstoffe zu sich zu nehmen, um auch wirklich langfristig leistungsfähig und immer konzentriert sein zu können, aber das richtige Gewicht dabei auch zu halten“, sagt er. 64 Kilogramm bei 178 cm Körpergröße und ein Körperfettanteil von unter fünf Prozent – mal schauen, ob damit die Kraft beim bisher so extrem laufstarken Inngauer in der Loipe und über die vielen Wettkämpfe reicht.

Bis Weihnachten ist Jakob Lange fix im Weltcupteam nominiert. „Ich will erst mal gesund bleiben und schauen wie es läuft. Wenn ich mich dann weiter qualifizieren kann und vielleicht ein Top-Ten-Resultat schaffe, bin ich total zufrieden.“ An die Weltmeisterschaften Ende Februar in Lahti denkt Lange, der in München Wirtschaftspsychologie studiert, noch nicht. „Jetzt will ich in Ruka erst mal wieder gut reinkommen.“ Petra Rapp

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