Unterwegs am Stubaier Gletscher

Die ersten Schwünge der neuen Saison: Unsere Redaktion hat ihre Skisaison vor kurzem am Stubaier Gletscher eröffnet.

Imposant steht sie da, die Talstation der neuen, 64 Millionen Euro teuren 3S-Eisgratbahn, die seit Ende Oktober in Betrieb ist. Mit 4,7 Kilometern Länge ist die neue Bahn die längste 3S-Bahn der Alpen. Über sieben Stützen fährt jede der 48 Kabinen in nur elf Minuten von der neuen Talstation mit Skidepot auf 1.697 Metern über die ebenfalls neu errichtete Mittelstation auf 2.900 Meter bis zur Bergstation Eisgrat.

Ein Gletscher mit vielen Gesichtern3.000 Personen pro Stunde können damit befördert werden, doppelt so viele Gäste wie bisher. So viele sind es heute zum Glück nicht. Doch es ist immer wieder erstaunlich, wie viele Menschen mitten in der Woche Zeit haben. Doch Unterhaltungen mit den Mitfahrern sind schwierig in der neuen, von italienischen Design-Gurus aus dem Hause Pininfarina entworfenen Kabine, in der es neben acht Stehplätzen auch 24 Sitzplätze in Leder sowie Gratis-WLAN gibt. Das Sprachgewirr rundherum ist wohl überwiegend Polnisch, Tschechisch oder welche Sprache aus Osteuropa auch immer.

Umstieg an der Bergstation in die Gondelbahn hinauf zum Schaufelferner auf 3170 m. Der Himmel hoch oben beim Ausstieg ist im Osten noch weitgehend blau, von Westen kündigt sich aber schon eine Wolkenfront an, die in den nächsten Tagen wieder Schnee bringen soll. Neuschnee ist gut, denn noch sind Abfahrten auf den schönen und gut beschilderten Freeriderouten des Powder Department Stubaier Gletscher nur bedingt angesagt.

Eine Fahrt unten mit dem Gaisskarferner-Schlepplift sollte sich jeder geben, der wissen will, was in der Szene so Sache ist und wie die Kids so miteinander kommunizieren. Sie kommen teilweise sogar aus den USA hierher, um auf dem riesigen Areal auf 3.100 Metern mit der noch einmal verbesserten Pro-Line und den über 30 Obstacles zu trainieren. Warme, dickere Klamotten sind übrigens doch nicht immer so uncool, wie der eine oder andere der zum Teil sehr jungen, nur mit Dreistreifen-Jogginghose und Kapuzensweatshirt bekleideten Kids hier in der Liftschlange bei empfindlichen Minusgraden dann doch feststellt.Mega angesagt und stark frequentiert dagegen ist der ziemlich imposante „Stubai Zoo“, einer der top Snowparks Europas. Freestyle boomt und jede Menge junger Freeskier und Snowboarder stürzen sich hier waghalsig über die riesigen Schanzen, schrauben sich in allen möglichen Figuren in die Höhe und landen mal mehr oder weniger sanft.

Stangenparcours und schöne Pisten zum Einfahren

Szenenwechsel drüben am Daunferner. An den beiden Schleppliften wartet eine andere Skiwelt, die der alpinen Rennläufer. Blau-Rot, Blau-Rot – eine Torstange neben der anderen. Zigmal von oben nach unten, dazwischen immer wieder mal Freifahren mit Einzelkorrekturen und Technikschulungen. Das wirkt im Vergleich zum wild-lässigen Getümmel drüben alles ziemlich diszipliniert hier, erinnert an eigene, längst vergangene Rennjahre und lässt erahnen, warum so einige Kids jetzt vom Rennlauf zum Freestyle wechseln. Die Pisten, die für alle anderen Skifahrer noch frei sind, zeigen sich mit einer schönen weichen Pulverschneeauflage und machen richtig Spaß. Im freien Areal zwischen Daunferner und Daunscharte ein paar unvernünftige Freigeister, die es nicht mehr abwarten können und hinübersteigen zu unverspurten Hängen, was einem von unten ob der noch wenig zugeschneiten und zum Teil noch sichtbaren Gletscherspalten doch ein wenig den Kopf schütteln lässt.

Auf den gut präparierten, griffigen Pisten zwischen Eisgrat und Gamsgarten dann das übliche Getümmel mit Skischulen, Skischulfortbildungen und Urlaubern, was sich an diesem Tag aber in überschaubarem Rahmen hält, so dass relativ flüssige Abfahrten möglich sind. Am Ende kommen so zum Auftakt doch einige Kilometer zusammen. Die Höhe zollt auch ihren Tribut und die müden Beine sind froh, sich von der neuen, warmen 3S-Eisgratbahn wieder ins Tal bringen zu lassen. Mit Blick hinunter auf diejenigen, die den Weg ins Tal bereits gewagt haben. Aber wenn Frau Holle so weiter macht und die müden Muskeln die Belastungen wieder gewohnt sind, ist der – wie viele andere schöne Runs hier am Stubaier Gletscher – auch bald drin. Mehr Informationen und alle Ticketpreise gibt es unter www.stubaier-gletscher.com

Text und alle Fotos: Petra Rapp