Portrait: Immer mit Vollgas - Hannes Zehentner gehörte in den 90ern zu den besten alpinen Speed-Spezialisten

Er war der letzte Skirennläufer aus der Region, der es in den Speed-Disziplinen Abfahrt und Super G bis in die Weltspitze geschafft hat. Im Frühjahr 1993 hat Hannes Zehentner nach den Deutschen Meisterschaften alpin in Garmisch-Partenkirchen seine Karriere beendet. Der Inngauer, der für den SC Aising-Pang an den Start ging, feierte in der Saison 90/91 mit dem zweiten Platz bei der Weltcupabfahrt in Garmisch den größten Einzelerfolg seiner Karriere, wurde im selben Winter Siebter im Abfahrts-Gesamtweltcup, Neunter in der Super G-Gesamtwertung und Sechzehnter im Gesamtweltcup. Zudem holte er sich 1991 den nationalen Meistertitel in der Abfahrt und wurde Zweiter im Super G. Und, darauf ist Hannes Zehentner besonders stolz: Er war bei den Olympischen Spielen in Calgary (1988) und in Albertville (1992) mit dabei. Eine tolle Bilanz einer erfolgreichen Skikarriere, auf die er gerne zurückblickt, aber schon auch froh ist, dass er alles körperlich unversehrt überstanden hat.

Andrea und Hannes Zehentner, Foto Rapp
Hannes Zehentner ist im Juli letzten Jahres 50 geworden, nach wie vor Vollblutsportler, topfit und mit seinem derzeitigen Leben nach eigenen Aussagen „rundum glücklich“. Nach seinem Karriereende war er beruflich 18 Jahre lang beim Sportartikelhersteller Salomon tätig, wo er sich auch ohne Studium durchgesetzt hat und Führungspositionen innehatte. „Willensstärke, Leistungsbereitschaft, Durchsetzungsvermögen, Verzichten können, Teamgeist - Eigenschaften, die ich mir in meiner Sportlerkarriere erworben habe und die mir sicher beruflich sehr geholfen haben.“

Nachdem sein zum Amer-Konzern gehörender Arbeitgeber 2011 seinen Sitz von Oberaudorf nach Garching verlegt hat, zog es den inzwischen mit seiner Familie in Bayrischzell lebenden Ex-Skiprofi auch beruflich ganz in seine Heimat, wo er bereits seit 2006 die Sportalm von der Gemeinde gepachtet hatte. Dort betreibt er heute zusammen mit seiner Frau Andrea, selbst frühere Juniorenweltmeisterin in der Abfahrt, erfolgreich den Sportshop samt Verleih und integrierter Langlaufschule. Ist er dem Skisport noch verbunden? „Logisch, ich werde immer mit Leib und Seele Skisportler bleiben und bin so oft es geht auf den Brettern“. Alpinskifahren, Freeriden, Langlaufen, im Sommer Mountainbiken, Windsurfen oder Bergsteigen, Hannes Zehentner ist und bleibt in Bewegung. Große persönliche Ziele, die er sportlich noch erreichen will, hat er dabei nicht. „Das interessiert mich Null! Ich mache Sport, weil es mir Spaß macht. Das verstehe ich bei vielen Leuten überhaupt nicht, dass die sich in ihrer Freizeit mit irgendwelchen Zielen so unter Druck setzen“, sagt er. 

Ein sportiver Freigeist, der deshalb den Weg gut versteht, den sein 12jähriger Sohn David geht: weg vom eher restriktiven, alpinen Rennsport, hinein in Park und Pipe, wo die Atmosphäre derzeit noch lockerer und lässiger ist. David ist ein extrem talentierter Freestyler und bereits Mitglied im Kader des Bayerischen Skiverbandes. „Klar freut mich das, dass er seinen sportlichen Weg gefunden hat. Aber zuschauen, wie er sich da so über die Schanzen und Kicker stürzt, kann ich nicht“, sagt er und weiß jetzt in etwa, was seine Eltern viele Jahre mit ihm mitgemacht haben. Petra Rapp