Eckert WM-Vierter am Kreischberg - Samerberger Skicrosser verpasst mit bestem Karriereresultat knapp eine Medaille

Er hat zwar jetzt bereits dreimal darüber geschlafen, aber noch kann er sich nicht wirklich über sein bisher bestes Karriereresultat als Skicrosser freuen. „Als Vierter bist Du einfach der Depp“, hat Paul Eckert am Sonntag im Ziel nach dem spannenden wie spektakulären Finale der Skicrosser, das zum Abschluss der FIS Freestyle Ski & Snowboardweltmeisterschaften am Kreischberg in der Steiermark stattgefunden hat, gesagt. So sieht er das schon immer noch. Blech statt Edelmetall. Zuschauen, während die anderen drei Finalisten, Olympiasieger Jean-Frederic Chapuis (Zweiter) aus Frankreich, der Qualifikationsschnellste Victor Öhling Norberg aus Schweden (Dritter) und der slowenischen Publikumsliebling Filip Flisar (Sieger) auf dem Podest groß gefeiert werden – klar, das wurmt. Auch, weil er im Finale der besten Vier, für das er sich als einziger DSV-Athlet überraschend qualifizieren konnte, seiner Ansicht nach einige Fehler gemacht hat. „Mein Start war nicht gut, aber das wusste ich eigentlich vorher, dass ich da gegen die drei anderen wenig Chancen haben werde. Mich wurmt mehr, dass ich die Wellenpassage in den Heats vorher immer gut gefahren bin und ausgerechnet im Finale hab‘ ich es hier vermasselt“, sagt Eckert. „Aber gut, ich hab in den Heats vorher schon auch viel Glück gehabt.“

Der 24jährige Samerberger, der in dieser Saison mit konstant guten Leistungen auf sich aufmerksam gemacht hat und sich mit den Plätzen 13 und 14 beim Weltcup in Val Thorens (Frankreich) für die WM qualifizieren konnte, startete am Sonntag am Kreischberg als Dreizehnter und drittbester DSV-Athlet in die Finalheats. Im hartumkämpften Achtelfinale hatte er im Fotofinish hinter dem Österreicher Andreas Matt gegen den Tschechen Tomas Kraus das bessere Ende für sich und kam als Zweiter weiter. Skitechnik, Kondition, Kraft, Standvermögen, Taktik – das alles muss passen, um bei der extrem anspruchsvollen und nicht ungefährlichen Sportart Skicross ganz vorne dabei zu sein. Das alles kann man trainieren. Das Quäntchen Glück, das oft auch dazu gehört, nicht. Im Viertelfinale gab es zudem mit seinem Teamkollegen Daniel Bohnacker (SC Gerhausen) dann einen harten Positionskampf um Rang zwei. Bohnacker stürzte in Folge dessen und schied aus. Eckert zog als Zweiter des Heats ins Halbfinale ein. Eckert zu dem Zweikampf: „Das mag zwar von außen ziemlich hart ausgesehen haben und es ist immer blöd, gegen einen Mannschaftskollegen zu fahren, aber das war ein ganz normaler Zweikampf im Skicross. Es gab auch keine Einwände der Jury und ‚Bohne‘ ist auch gleich im Ziel zu mir gekommen, hat mir gratuliert und viel Glück für die nächsten Runden gewünscht. Klar ist man enttäuscht, wenn man draußen ist, deshalb rechne ich ihm das auch hoch an.“ Auch im Halbfinale kam es zu einem harten Crash des Österreichers Thomas Zangerl mit dem Schweizer Armin Niederer. Beide mussten verletzt abtransportiert werden. Eckert, der hinter ihnen fuhr, konnte im letzten Moment ausweichen, an den beiden vorbeifahren und sich so abermals als Zweiter für das Finale qualifizieren. 


Am Ende wurde er Vierter im WM-Finale: Nach einem siebten Rang 2012 beim Weltcup in Bischofswiesen das beste Resultat seiner Karriere, von der er noch nicht weiß, wie lange sie noch dauern soll. „Jetzt warten im Februar erst einmal noch Weltcuprennen in Arosa (Schweiz), der Heimweltcup in Ostin am Tegernsee und im März noch ein Rennen in Frankreich, dann schaue ich weiter“, sagt Eckert, der im vergangenen Jahr seine Ausbildung bei der Bundespolizei in Bad Endorf erfolgreich beendet hat. Mit 24 gehört er noch zu der jüngeren Garde der weltbesten Skicrosser. Bleibt er gesund, ist der erste Podestplatz für ihn sicher nur eine Frage der Zeit. „Klar habe ich noch Ehrgeiz, aber irgendwann muss sich der ganze Aufwand auch finanziell wenigstens ein bisschen tragen. Ständig aus eigener Tasche draufzahlen, geht nicht auf Dauer.“ Auch deshalb wurmt ihn der vierte Platz immer noch. Petra Rapp


Alle Skicross-Ergebnisse der WM 2015 am Kreischberg: