"Die alpinen Jungs sind fit!" - Besuch bei Fitnesstrainer Max Rieder im OSP Garmisch-Partenkischen

Max Rieder, Foto Petra Rapp
Körperbeherrschung pur bei der Shaolin-Liegestütze zum Abschluss. „Ja, eine klasse Übung. Wir versuchen immer mehr Elemente aus den asiatischen Sportarten in unser Training einzubauen. Denn schließlich ist Körper, Geist und Seele eine Einheit und da können wir noch viel von anderen Sportarten lernen“, sagt Max Rieder dann doch etwas außer Atem. Der Trainingswissenschaftler ist einer von rund 20 Trainern und Betreuern am Olympiastützpunkt Bayern in Garmisch Partenkirchen (www.ospbayern.de) und wie die kurzen Trainingsdemonstrationen zeigen, selbst topfit. Kein Gramm Fett am gestählten Körper. Trainer sollen ja schließlich Vorbilder sein.

Hier in den Krafträumen im Skistadion wird die körperliche Basis geschaffen für die Erfolge von Felix Neureuther, Fritz Dopfer, Linus Strasser und Co. „Der Fritz hat sich in den letzten vier Jahren in der für Skifahrer so wichtigen Rumpfkraft um über 20 Prozent verbessert“, erzählt Max und zeigt, was die einzelnen Geräte dieser hochmodernen Rumpfdiagnostikstraße können und welche Muskeln sie im Einzelnen damit trainieren. In der Saisonvorbereitung gehört Rumpftraining zum täglichen Brot der alpinen Skiprofis, dazu vor allem auch viel Kraftausdauer. Alles wird genauestens protokolliert und ausgewertet. In regelmäßigen leistungsdiagnostischen Tests werden die Sportler/innen überprüft, ob sie ihre Trainingshausaufgaben auch gemacht haben, fit sind oder in bestimmten Bereichen Defizite haben und noch nachlegen müssen. „Maria Riesch war beispielsweise im Kraftausdauertest immer mit Abstand die Beste. Für sie war das auch psychologisch immer wichtig. Sie hat immer gesagt, wenn ich hier bei dem Test gut bin, weiß ich, dass ich das auch auf der Piste bin und die ganze lange Saison gut durchstehen kann.“


Die alpinen Skifahrer sind im DSV sportartübergreifend hier führend, das deutsche Herrenteam zusammen mit den Norwegern sogar weltweit ganz vorne. „So ein Zentrum wie hier mit eigener Diagnostik, wo man die Trainings- wie auch Laborergebnisse sofort geliefert bekommt, hat sonst keiner, da beneiden uns viele darum“, sagt Rieder nicht ohne Stolz. Die Erfolge der alpinen Herren in dieser Saison kommen also nicht von ungefähr. Es wird hier das ganze Jahr über hart gearbeitet, vor allem in den Monaten Mai und Juni herrscht Hochbetrieb in den kargen, aber sehr funktionellen Räumen, in denen vieles ein wenig an alte Schulturnhallen erinnert und der glänzende Luxus topmoderner Fitness-Studios weit weg ist. 40 Kaderathleten werden im OSP fest betreut, 150 kommen insgesamt zu den LDU-Tests hierher nach Garmisch-Partenkirchen, wo teure, hochtechnische Ergometer und Kraftausdauergeräte auf sie warten.

Foto. Petra Rapp
Neben Kraft und Kraftausdauer ist für Skifahrer aber vor allem auch Motorik, Sensomotorik und Balance wichtig. Die wird hier eingehend auf der Slackline, den unterschiedlichsten Wippen, Sensoboards und mit Gymnastikübungen trainiert. „Am besten immer mit koordinativ übergreifenden Aufgaben, das ist am effektivsten und kommt den komplexen Anforderungen, die draußen dann am Hang beim Slalom oder Riesenslalom auf die Mädels und Jungs warten, am nächsten. Felix hat ein extrem gutes Körpergefühl, der liebt diese Übungen hier und kommt auch im Winter während der Saison zwischendurch gerne mal hierher, wenn er eine Pause vom Schnee braucht. Zu viel Skifahren in der dauernden Kälte ist nämlich manchmal auch nicht optimal. Wenn die körperliche Verfassung nicht stimmt oder der Athlet nicht gut drauf ist, dann ist oft eine Einheit Basisarbeit hier produktiver, um wieder ein Gefühl für den Körper zu bekommen“, sagt er und springt lässig in einbeiniger Hocke von einem Ball zum anderen. Petra Rapp