„Ein Sport für Enthusiasten“ - Inngauer DSV Skicrosser machen sich mit viel Eigeninitiative fit für eine lange Saison

Paul Eckert beim sommerlichen Starttraining
Sie wirken nicht mehr ganz so euphorisch wie vor gut genau einem Jahr und ja, beide sind durchaus ein wenig desillusioniert. So ist das wohl nach einer olympischen Saison, die nicht so gelaufen ist, wie sie es sich erhofft haben.
Die Inngauer Skicrosser Paul Eckert (23, WSV Samerberg) und Berti Nagl (24, WSV Kiefersfelden) wollen dennoch weitermachen mit einem Sport, der sie trotz allem nach wie vor begeistert und ihnen viel Spaß macht, aber auch immer mehr Eigeninitiative wie auch inzwischen eine sehr hohe finanzielle Eigenbeteiligung von den Athleten verlangt, weil der DSV die Mittel zur Förderungen der jungen Skisportarten Skicross/Freestyle/Freeski stark reduziert hat.

Berti Nagl
Berti Nagl wurde nach einer durchwachsenen Saison, in denen er mit einigen Verletzungen zu kämpfen hatte, am Ende aber vor allem im Europacup wieder glänzen konnte und dort Gesamtdritter wurde, vom Weltcupteam zurückgestuft in den 1b-Kader des DSV. Er hofft aber dennoch, mit dem 1a-Team mittrainieren, sich dann in den Qualifikationsrennen beweisen und bei den Weltcuprennen wieder dabei sein zu können.
Sportler lernen zwar von klein auf mit Rückschlägen und Niederlagen umzugehen, Paul Eckert schmerzt der Blick zurück auf die letzte Saison aber immer noch. „Ja, das war schon sehr enttäuschend für mich, dass ich in Sotchi nach langem Hin und Her am Ende doch nicht dabei sein durfte, obwohl ich die Norm geschafft hatte. Wer weiß, ob ich in vier Jahren noch einmal die Chance auf Olympia haben werde“, sagt der Samerberger, der in der letzten Saison im Weltcup dreimal den Sprung ins Viertelfinale der besten 16 schaffte. 

Paul Eckert
WM im Januar 2015 als Ziel
Abhacken und sich neu motivieren für eine Saison, bei der beide im Weltcup überzeugen und dann bei der Weltmeisterschaft am Kreischberg (Österreich) im Januar dabei sein wollen. Dafür trainieren sie auch im Sommer hart. Zusammen mit dem Europacupteam im Stützpunkt in Bad Endorf, aber auch viel in Eigeninitiative, weil sie auch ihre beruflichen Karrieren mit ihren sportlichen koordinieren müssen. Paul Eckert beendet in Kürze seine Ausbildung zum Polizeimeister. Berti Nagl ist im Sportförderkader der Bundeswehr, aber studiert zudem im 7. Semester und will das Studium bald abschließen. Dass sie fit sind, haben sie vor kurzem bei der leistungsdiagnostischen Untersuchung gezeigt. „Aber die besten Werte helfen Dir alles nichts, wenn du sie nicht im Winter im Schnee umsetzen kannst“, sagt Paul Eckert, weshalb sie in Kürze zum ersten Training in den Schnee starten werden. Um dort schneller zu sein, hat Nagl ebenso die Skifirma gewechselt wie Valentin Egger (SC Bad Aibling). Der Zwanzigjährige gehört wie Nagl und auch der junge Inngau-Nachwuchsfahrer Felix Klapprott (Jg. 1996 vom WSV Samerberg) dem Europacupteam an. Egger hat zudem den Platz von Florian Schmidt (WSV Oberaudorf) in der Sportfördergruppe der Bundeswehr in Neubiberg übernommen und so jetzt beste Trainingsvoraussetzungen. Schmidt hat seine Skicross-Karriere beendet.

Valentin Egger auf dem Bike
Risikominimierung durch optimale Vorbereitung
Egger zählt zu den hoffnungsvollsten Talenten im DSV-Team, holte im vergangenen Winter Bronze bei der Junioren-WM und konnte sich bei den Herren auch im Europacup schon sehr gut behaupten. Der junge Aiblinger, der sich im Sommer gerne beim extremen Downhillbiken und im Dirtpark den notwendigen Kick holt und dort die Überwindung trainiert, die er im Winter auch beim Skicross bei den Sprüngen und Zweikämpfen braucht, will in dieser Saison im Europacup konstant unter die besten Acht fahren und dabei so viele Erfahrungen wie möglich sammeln. „Meine Vorbereitung lief bisher sehr gut, ich blieb seit drei Jahren erstmals verletzungsfrei, habe mehr Kraft trainiert als die Jahre zuvor und auch konditionell zugelegt“, sagt er. Verbessern will er sich dann im Schnee vor allem beim Start. „Der muss einfach konstant schneller werden, aber auch meine Fahrten in den Gleitpassagen“, sagt er. Wie er mit dem Risiko der Sportart umgeht? „Man ist sich des Risikos natürlich bewusst, aber mehr, wie sich optimal auf die Rennen vorbereiten, kann man nicht machen. Ich denke, dass ich so was ganz gut ausblenden kann, wenn es darauf ankommt. Klar ist Skicross keine ganz ungefährliche Sportart, aber sie macht einfach auch unglaublich Spaß und deswegen kann man auch nicht aufhören damit.“

Auf Sponsorensuche
Nein, einfach so aufhören wollen sie alle nicht mit der zwar riskanten, aber sehr reizvollen wie spannenden Sportart, weshalb sie sich derzeit alle auf die Suche nach Sponsoren machen. „Wir persönlich haben zwar die Bundespolizei oder die Bundeswehr als berufliche Absicherung im Hintergrund, aber dennoch ist der private Aufwand ziemlich heftig. Man fragt sich schon, warum und wie lange soll und kann ich die Belastungen und das Risiko noch auf mich nehmen. Klar lieben wir unseren Sport und haben – vor allem auch unsere Eltern - so viele Jahre viele Mühen und so viel Herzblut investiert. Da geben wir nicht so schnell auf. Aber wenn man andere Sportarten sieht, ist das schon ziemlich frustrierend, als Weltcupfahrer auch noch persönlich viel Geld draufzahlen zu müssen“, sagt Paul Eckert. Petra Rapp